Beim anschließenden Abendessen waren alle herzliche zu Kartoffel- und Kürbiscremesuppe eingeladen. Dazu gab es Würstchen und Brot sowie Kaffee und Kuchen. Gerade die Kinder waren begeistert dabei, am Feuer vor der Kirche ihr Stockbrot zu drehen.
Gegen 21 Uhr waren dann auch die Striche auf der Wunschliederliste ausgewertet und die gemeinsame „Lobpreiszeit“ konnte beginnen. Nach Martin Luther heißt Gottesdienst, dass wir Gott begegnen, dass er in seinem Wort zu uns spricht und wir ihn mit unseren Liedern und Gebeten loben. Somit war auch diese Zeit des Singens ein Teil des Gottesdienstes.
Sehr viele waren kurz nach 22 Uhr ganz gespannt auf den Kinofilm „Albert Schweitzer ein Leben für Afrika“, der vor allem die Geschichte des alten Albert Schweitzer erzählt. In der Zeit des aufkommenden kalten Krieges engagiert sich Albert Schweitzer nach einigem Zögern gemeinsam mit anderen namhaften Wissenschaftlern, wie beispielsweise seinem Freund Albert Einstein, gegen den Bau der Wasserstoffbombe, was ihn und seine Arbeit in Afrika in große Probleme stürzt.
Direkt im Anschluss an den Film waren noch rund 20 Nachtschwärmer bereit, unter der geübten Anleitung von Vorsänger Emil Bopp die Komplet zu feiern. Dieses Nachtgebet, das auch im Gesangbuch abgedruckt ist, wurde erstmals historisch korrekt nicht gelesen, sondern gesungen. Was den meisten evangelischen Christen sehr katholisch anmutet, erinnert daran, dass es diese Unterscheidung für Martin Luther selbst noch gar nicht gab und er als Augustinermönch diese Komplet selbst tausendfach Nacht für Nacht gesungen hat.
Wenn evangelische Christen heute ihre Wurzeln und den Reformationstag wieder neu entdecken, dann soll dadurch die Freude über Luthers Begegnung mit einem liebenden Gott im Mittelpunkt stehen. Das kann der Ökumene nur gut tun. Spätestens seit der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ 1999, kann man in diesem wesentlichen Punkt Einigkeit zwischen den beiden großen Konfessionen finden. Streitpunkte, die heute im Mittelpunkt stehen, wie beispielsweise das unterschiedliche Abendmahls- oder Amtsverständnis wären für den großen Reformator sicher kein Grund für eine Kirchenspaltung gewesen.
Bleibt noch Dank zu sagen: den Organisatoren und Aufräumern, den Suppen- und Kuchenspendern, den Musikern und Technikern, den Predigern und Betern und unserem Herrn im Himmel, ohne den das alles nicht zustande gekommen wäre. (rh)
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