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wahrscheinlich der erste Jazz-Mundart-Gottesdienst in Deutschland

Am vergangenen Sonntag erlebten 341 Besucher in der übervollen Kirche in Oberschefflenz den lange erwarteten Gottesdient mit Ingolf Burkhardt.

„Heimkommen“ und die „Heimat“ standen im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Mancher wird sich im Vorfeld gefragt haben, ob das alles so zusammen geht: Schefflenzerisch, Jazz, Taufe und das alles in einem Gottesdienst? Wer dabei war, hat erlebt dass es geht, und zwar sehr gut. Es war kein Konzert und auch keine kabarettistische Mundart-Darbietung, es war ein Gottesdienst, in dem die Mitwirkenden Dekan Dirk Keller, Ingolf Burkhardt, Rupert Laible und Manfred Ernst, der die Schriftlesung übernommen hatte, sich ganz persönlich mit dem einbrachten, womit sie beschenkt und talentiert sind, und was ihnen besonders wichtig ist.

Gospels und Lieder, die man in Schefflenz in den 70er und 80er Jahren gerne gesungen hat, wie beispielsweise „Swing low, sweet chariot“, „Sing Hosianna“, „Komm, sag es allen weiter”, „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ und „Ich zieh‘ meine dunkle Straße“ riefen bei vielen Erinnerungen an die jugendbewegte Zeit und an Pfarrer Monninger hervor - ein großes Stück geistige Heimat.

Pfarrer Keller, der den ganzen Gottesdienst auf Mittelschefflenzerisch feierte, beeindruckte völlig frei sprechend mit seiner sehr persönlichen und spontanen Art. Als er, während er im schönsten Dialekt das Kinderevangelium sprach, den kleinen Täufling auf den Arm nahm, ihn herzte und mit ihm durch die Reihen lief, spürten viele was es bedeutet, zu Gottes Gemeinde zu gehören. „Du kersch jetz a dezu“, das galt nicht nur dem Täufling, es war gleichzeitig Gottes Einladung, zu ihm zu gehören, die er uns in der Taufe zuspricht.

Interaktiv war die Predigt zum Thema Heimat und Heimkommen außerdem noch. Einzelne Besucher lasen anonymisierte Beiträge zum Thema vor, die Pfarrer Keller zuvor auf facebook speziell für diesen Gottesdienst von Besuchern und Interessierten gesammelt hatte. Wie aufmerksam diese teils lustigen und teils tiefsinnigen Aussagen verfolgt wurden, zeigte teilweise spontaner Applaus. Zum Beispiel auch für folgendes Statement: „Du Dirk, wenn I nedd in mir selwer dähäm bin, bin i’s nerjäds, ao ned in Schefflenz. Weil i’s awwer gschaffd hab, in mir selwer dähäm zu sei, muss i näd häm kumme, weil i’s nämlich scho bin. Vorstäisch? I kumm deshalb ned sou ofd nach Schefflenz, fräi mi awwer immer ganz aorg druff, weil’s mai Hämed isch. I dengg nämlich, des isch widder was anners. Odder nedd?“

Die die Lesungen wurden durch Rupert Laible mit den Harmonien von „What a wonderful word“ unterlegt. Und spätestens als Ingolf Burkhardt dann mit der Trompete sehr gefühlvoll einstimmte, wurde klar, wie dankbar wir sein können: für Schefflenz im Kleinen und diese wundervolle Welt im Allgemeinen, die auch hinter Auerbach noch lange nicht endet.

Dass am Vortag Schuljazz-Urgestein Professor Siegfried Kühn verstorben war, den viele der Anwesenden als Musiklehrer am NKG kannten und zu dem insbesondere Ingolf Burkhardt eine sehr enge Beziehung hatte, trug auch zur großen Emotionalität bei. Und so war „Somewhere over the rainbow“, das die beiden Musiker Professor Kühn widmeten, auch ein wichtiger Teil der Predigt. Ebenso wie bereits mit der Taufe ein Teil unserer geistlichen Heimat gestiftet ist, und wir in dieser „wonderful world“ heimisch sein dürfen, dürfen wir auch diese künftige, jenseitige Heimat in den Blick nehmen und aus ihr Hoffnung und Trost empfangen.

Zum Schluss bleibt nur der Dank: An unseren himmlischen Vater, dessen Geist uns an diesem Vormittag spürbar nahe gekommen ist, an Ingolf Burkhardt und Dirk Keller, die den Mut hatten, eine ungewöhnliche Idee in die Tat umzusetzen und an alle anderen, die im Vordergrund und im Hintergrund zum Gelingen dieses Gottesdienstes beigetragen haben. (rh)

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